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Blaufränkisch ist eine große Rebsorte

Nun von internationalen Expert*innen bestätigt

Blaufränkisch ist eine große Rebsorte

© Anna Stöcher
Blaufränkisch zeichnet sich durch eine markante Frische und ein großes Reifepotenzial aus.

Wie ist die mitteleuropäische Rotweinsorte Blaufränkisch zu beurteilen? Ist sie eine große Rebsorte – auf Augenhöhe etwa mit Cabernet Sauvignon, Pinot Noir oder Nebbiolo? Ein international besetzter Gipfel in Lech am Arlberg, der Mitte Dezember 2022 stattfand, hat diese Frage bejaht.

Weinexpert*innen und Journalist*innen aus aller Welt waren in das Gourmetdorf Lech gereist, um in einem ganztägigen Workshop die Sorte Blaufränkisch zu analysieren und ihr Potenzial im internationalen Fine Wine Markt zu definieren.

Das Wichtigste vorab: Blaufränkisch wird einstimmig als große Rotweinsorte der Welt anerkannt, denn sie erfüllt jene Parameter, die von einem außergewöhnlichen Rotwein erwartet werden, wie etwa Reifepotenzial, Reflektion des Terroirs, Komplexität, Unverwechselbarkeit und Finesse.

Nach einer Degustation von mehr als 50 Blaufränkisch-Topweinen von 17 unterschiedlichen Produzent*innen aus den Jahrgängen 1986 bis 2020 einigten sich die Juror*innen (Liste im Anhang) auf folgende Sortenbeschreibung:

„Frische und Säure mit einer präzisen Fruchtigkeit und engmaschigem Körper. Die Aromen entsprechen jenen von dunklen Beeren, gemeinsam mit einer rauchigen Würzigkeit, und zeigen Noten von getrockneten Kräutern.“

David Schildknecht (Vinous, USA) ergänzte: „Was Blaufränkisch besonders auszeichnet, ist eine Frische und Lebendigkeit, wie man sie sonst nur bei Weißweinen kennt.“

Blaufränkisch verkosten
Winetasting Blaufränkisch

Spiegel seiner Herkunft

Was die Juror*innen im Laufe der Verkostung immer wieder bestätigten, ist das Talent der Sorte Blaufränkisch, ihre Herkunft widerzuspiegeln und sich dabei selbst zurückzunehmen. „Ein großer Wein“, so Sascha Speicher (Meiningers Sommeliermagazin, DE), „zeigt mir zuerst sein Terroir. Wenn ich als erstes die Rebsorte erkenne, ist es kein großer Wein.“ Harald Scholl (Magazin Vinum, CH) sekundierte: „Historische große Weine wurden immer durch ihre Herkunft und die Appellation definiert, niemals durch die Sorte.“

Markante Frische und Finesse

Sehr zugute kommt dem Blaufränkisch auch sein unverwechselbares Säuregerüst, das ihm ein hohes Maß an Frische und Finesse verleihen kann. Rene Langdahl (DK) erklärte: „Heutzutage ist Frische das entscheidende Merkmal, das uns einen Wein als groß einstufen lässt. Vor 30 Jahren war dies nicht der Fall, da man oftmals überhaupt um Vollreife bangen musste. In vielen Weinbauregionen leiden die Weingüter unter zu fetten Weinen. Aber Blaufränkisch hat die Fähigkeit, selbst in heißen, sehr trockenen Jahren diese Frische zu zeigen, die aus einer gewissen Vertikalität der Weinstruktur und einer aparten feinen Bittere besteht.“

Aktuelle Entwicklung „perfekt für Blaufränkisch“

Generell warnen die Expert*innen davor, mächtige, überextrahierte und holzbeladene Weine zu produzieren. „Wir sehen heute eine große Rückwärtsbewegung, weg von Weinen mit Überreife“, beschrieb etwa Jamie Goode (wineanorak, UK) die Entwicklung der internationalen Weinbranche.  „Produzent*innen lernen immer besser, mit den Reben zu arbeiten, sodass man die perfekte Reife erzielt, ohne in zu hohe Gradationen zu gehen. Wir leben in sehr interessanten Zeiten – perfekt für die Talente der Sorte Blaufränkisch.

Pointiert fasste Jamie Goode zusammen: “If you make a wine with 15% alcohol and a lot of new oak, there is no matter which varietal you use, it is just sh…”

Großes Reifepotenzial

Ganz besonders nahmen die Expert*innen auch ein weiteres Merkmal für eine große Rebsorte unter die Lupe, nämlich ihr Reifepotenzial. „Noch nie habe ich einen Blaufränkisch getrunken, der in seinen ersten zehn Jahren besser war als danach“, erklärte Clemens Riedl von trinkreif, einer der Organisatoren des Events. „Blaufränkisch braucht einfach zehn Jahre Entwicklungszeit, jedenfalls auf dem Niveau von Einzellagenweinen.“

„Das können nur wir!“

Damit aus Blaufränkisch herkunftstypische, finessenreiche und lagerfähige Weine entstehen, müssen die Winzer*innen mit höchstem Qualitätsanspruch arbeiten. Das beginnt bereits im Weingarten, wo der Ertrag deutlich reduziert werden muss (max. 3.500 kg/ha), um hochklassige Weine zu erzeugen. Diese Erkenntnis ist bereits bei vielen Betrieben angekommen, was zu einer generell hohen Qualität von österreichischen Rotweinen führt. Zudem hat sich laut David Schildknecht ein neues Selbstbewusstsein entwickelt, dass bestimmte Weinstile – etwa aus Blaufränkisch – nur in Österreich entstehen können: „Es gibt einen eindeutigen Trend vom ‚Das können wir auch‘ zu ‚Das können nur wir‘“.

Pressetext vollinhaltlich übernommen von Österreich Wein.